AIZ-Das Immobilienmagazin

07.08.2007

AIZ-Artikel:
Alternative Entscheidungskriterien für Immobilienerwerb

Ruten, Pendel, Feng shui & Co

Wie emotionale Faktoren den Immobilienerwerb bestimmen können

Von Markus Weber, Freier Immobilienjournalist

Ob ein Makler für eine Immobilie einen Käufer findet, hängt nicht nur an harten Faktoren wie dem Kaufpreis und der Nähe zum Arbeitsplatz. Auch weiche Faktoren wie Farben und Licht, Erdstrahlen und Elektrosmog, die dafür sorgen, ob man sich in den vier Wänden wohlfühlt, spielen eine Rolle.

Viele Verbraucher wenden sich von sich aus beim Bau oder Immobilienkauf an Berater, die ihre Immobilie daraufhin überprüfen, ob Wasseradern im Grundstück verlaufen oder in manchen Räumen hohe elektromagnetische Strahlen herrschen. Der Großteil kommt allerdings erst bei akuten Leiden wie Schafstörungen, Gelenkproblemen oder Nervosität – und nach einer Ärzte-Odysee – auf die Idee, das Wohnumfeld unter die Lupe nehmen zu lassen. Für Immobilienvermittler kann es ein zusätzliches Marketinginstrument sein, wenn sie Kontakt zu Feng-Shui-Beratern, systemischen Aufstellern oder Rutengängern haben, die sich auf solche Untersuchungen spezialisiert haben. Denn schließlich verbringen wir 90 Prozent der Zeit in geschlossenen Räumen.

Die wichtigste Lehre, die sich mit Wohlfühlen in den vier Wänden auseinandersetzt, ist Feng Shui: In China wird kein Büro- und Wohngebäude gebaut, ohne dass dabei Feng-Shui-Maßstäbe angewendet werden. Und auch in Deutschland erobert die Lehre von Wind (Feng) und Wasser (Shui) den Immobilienmarkt. Die Wissenschaft befasst sich mit dem Gleichgewicht der natürlichen Energien. Neben der Verringerung von Elektrosmog, guter Beleuchtung und ergonomischer Einrichtung sollte möglichst viel positive Energie (Chi) in die Räume gelangen und sich im Gegensatz dazu möglichst wenig negative Energie (Sha) verbreiten. „Neben diesen Energien spielt die Wahl der Baumaterialien und Farben sowie die Aufteilung der Räume, aber auch verbreitete Tugenden wie Ordnung und Sauberkeit bei Feng Shui eine wichtige Rolle“, erläutert die Wiesbadener Feng-Shui-Beraterin Marina Stolz. Sie arbeitet häufig mit Maklern zusammen, wenn diese mit ihren Vermarktungsstrategien ratlos sind: Sie erinnert sich noch gut an ein Reihenhaus, das partout keinen Käufer fand. Obwohl die Marktlage gut war, fand sich auch nach vielen Monaten kein Käufer. Daraufhin wandte sich der Vermittler an die Feng-Shui-Beraterin, die mit ihm die Immobilie besichtigte. Daraufhin beschossen sie, die Außenfassade in einem frischen Ton zu streichen, der sich auch von den Nachbarhäusern abhob. Außerdem wurde der Vorgarten auf Vordermann gebracht, so dass die Immobilie wesentlich einladender war als vorher. Die Investition zahlte sich aus, denn nach wenigen Wochen war das Haus vermittelt. Optimal sei es, bereits bei der Wahl des Grundstücks und der Lage des Hauses Feng-Shui-Maßstäbe anzuwenden und nicht erst wenn das Haus steht. Manchmal genüge es beispielsweise, eine Wand zu versetzen, um für und mehr Wohlbefinden zu sorgen.

Auch nachträgliche Veränderungen möglich.

Man kann allerdings auch nachträglich Verbesserungen gemäß der Energielehre erreichen. Wenn man die Zimmer neu streicht oder neu aufteilt, kann man unter Umständen für einen besseren Schlaf sorgen. Auch die richtige Kombination der Farben beeinträchtigt das Wohlempfinden. Sie lassen sich gemäß der 5-Elemente-Lehre von Feng Shui unterschiedlichen Materialien zuordnen. So sind Gelb- und Brauntöne beispielsweise der Erde zugeteilt, die Ruhe und Verbundenheit ausstrahlen. Im Gegensatz dazu steht die Farbe Rot für das Element Feuer und somit für Aufbrausen und Unkontrollierbarkeit. Es gebe aber keine „gute“ oder „schlechte“ Farbe, sondern die Farben müssten entsprechend ihrer Bedeutung eingesetzt werden und so genannte Farbkonflikte verhindert werden, so Stolz. Das heißt: Bestimmte Farben harmonisieren nicht nebeneinander und beeinträchtigen das Wohlempfinden: So passen etwa Grün- und Brauntöne nicht gut zusammen. Ein weiterer Mosaikstein der Lehre ist das Bagua. Nach diesem gliedert sich jedes Haus und jede Wohnung in verschiedene Zonen, die für bestimmte Lebensbereiche wie Erfolg, Liebe, Gesundheit, Karriere, Weisheit etc. stehen. Je nachdem, ob man in diesen Zonen verbessernde oder verschlechternde Maßnahmen vornimmt, ändert sich die Befindlichkeit. Beispiel: Ein Kaktus im Partnerschaftsbereich kann dazu führen, dass die zwischenmenschliche Beziehung leidet. Immobilienmakler Ralf Schmidt bietet seinen Kunden seit einigen Jahren an, eine Feng-Shui-Beraterin, mit der er zusammenarbeit, zu vermitteln. Aber die Resonanz hält sich in Grenzen: „Pro Jahr haben wir gerade einmal etwa fünf Nachfragen“, so der Mit-Geschäftsführer der Firma Ahorn Immobilien. Dennoch sei das Thema präsent, wie die zahlreichen Ratgeberbücher über Feng Shui bewiesen: Allein die Internetbuchhandlung Amazon listet unter dem Stichwort 481 deutschsprachige Buchtitel auf. Viele Verbraucher würden sich vermultich mit einem Ratgeber unterm Arm auf eigene Faust entsprechend einrichten – ohne einen Berater zu konsultieren, schätzt Schmidt.

Feng Shui spielt nicht nur im Wohnimmobilien-, sondern auch im Gewerbebereich eine Rolle. So können nach Feng Shui eingerichtete Büroräume dafür sorgen, dass die Mitarbeiter motivierter und seltener krank sind. Große Unternehmen wie BMW, Daimler-Crysler oder Lufthansa arbeiten längst mit Feng Shui und der Hamburger China-Hafen ist ebenso gemäß dieser Lehre errichtet wie weltweit tausende Mc-Donald’s-Restaurants. Immobilienmaklerin Birgit Weihgold ließ auch für das Büro eine Feng-Shui-Beratung durchführen. Danach wechselten einige Mitarbeiter ihren Schreibtisch, die Wandfarben wurden geändert oder Arbeitsplätze wurden in eine andere Himmelsrichtung gedreht. „Wir nahmen die Dienste der Beraterin auch in Anspruch als wir eine neue Mitarbeiterin suchten. Dabei gaben wir die Geburtsdaten durch. Auf deren Basis erstellte sie ein chinesisches Horoskop und konnte bestimmte Charaktereigenschaften vorhersagen, ohne die Personen gesehen zu haben“, erläutert die Maklerin. So sollte die neue Mitarbeiterin Interesse daran haben, langfristig in der Firma zu bleiben und ausgleichened auf die Kollegen wirken.

Rutengänger

Erdstrahlen können Schlafstörungen, Gelenkbeschwerden und anderen Krankheiten auslösen. Ursache hierfür können Wasseradern sein, die im Grundstück verlaufen. Mit Hilfe einer Rute werden die Adern lokalisiert. „Wichtig ist es jedoch, dass unter dem Bett keine Wasserader verläuft, weil man dort sehr viel Zeit verbringt. In der Küche oder im Wohnzimmer ist es nicht so wichtig“, erläutert Marianne Jäger von der Vereinigung deutscher Rutengänger. Verlaufe eine Ader unter dem Bett habe man zwei Möglichkeiten, den Schaden zu beheben: einfach das Bett verrücken oder – falls dies nicht geht – eine spezielle Untermatratze ins Bett zu legen, die die Erdstrahlen umlenkt und so von den Schafenden fern hält. Dass immer mehr Verbraucher für diese Strahnungen sensibilisiert sind, kann die Rutengängerin auch daran ablesen, dass die Anfragen an ihre Vereinigung jedes Jahr hundert Prozent steigen: Die zehn hauptberuflichen Rutengänger der Organisation ruten pro Jahr etwa 7.500 Grundstücke und Wohnungen aus. Größer ist seit etwa fünf Jahren auch die Nachfrage danach, die Wasseradern im Boden zu nutzen: um einen Brunnen zu graben und so kostenlos die Gartenpflanzen zu bewässern. Ebenso wie Stolz empfiehlt auch Jäger, das Grundstück am besten vor dem Bau ausruten zu lassen. Die meisten Kunden wenden sich jedoch erst an sie, wenn sie Beschwerden haben. Als Marketingvorteil werde es von Maklern und Architekten noch nicht gesehen, wenn man ein Grundstück bereits vor der Vermittlung ausrutet: viele hätten Angst, dass dabei hohe Strahlenbelastungen entdeckt werden könnten. Andererseits wären sie aber offen, wenn Interessenten danach fragen und vor der Bebauung oder dem Einzug das Grundstück beziehungsweise die Räume ausruten lassen.

Systemische Aufstellung

Dass Häuser eine bestimmte Aura verströmen, weiß jeder Makler, der schon mal eine Immobilie vermittelt hat, in der zuvor der Bewohner starb oder verunglückte: solche Objekte liegen oft wie Blei in den Regalen: So konnte beispielsweise auch eineinhalb Jahre nachdem Rudolph Moshammer in seinem Münchner Haus ermordet wurde, kein Käufer für diese Immobilie gefunden werden, wenngleich sie in guter Lage liegt.

Mit der Geschichte eines Grundstücks oder einer Immobilie befasst sich die so genannte systemische Aufstellung. Dabei kann beispielsweise zutage treten, dass sich in dem Haus ein Schicksal ereignete, das sich negativ auf die neuen Bewohner auswirkt. „Denn die Energiefelder eines Hauses haben großen Einfluss auf die Bewohner, sowohl im privaten wie im beruflichen Bereich“, erläutert Kristine Alex, die ein Institut für Systemaufstellungen in Gstadt/Chiemsee betreibt.

Zu Alex kommen viele Kunden, die bei ganz pragmatischen Themen Rat suchen: etwa, weil sie sich im neuen Haus nicht wohlfühlen, sie nicht genau wissen, ob sie umziehen sollen oder weil sie sich mit ihren Geschwistern nicht einigen können, ein ererbtes Gebäude zu verkaufen. Wenn der Konflikt genau benannt werden kann, schlägt Alex als Aufstellungsleiterin die Beteiligten vor, die als Stellvertreter (wie in einer Art Rollenspiel) bei der Aufstellung bestimmte Positionen übernehmen. Beispielsweise könnte bei einem Geschwisterkonflikt um ein vererbtes Haus ein Stellvertreter für das Haus stehen, andere für die Geschwister und einer für den Kaufinteressenten.

Der Auftraggeber selbst sollte dabei keine Stellvertreter-Rolle übernehmen, sondern diese Aufstellung als Außenstehender beobachten. Die Stellvertreter suchen sich einen Platz im Raum. Die Aufstellerin fragt sie nach ihrem Befinden, so dass sich ein Bild der herrschenden Konfliktsituation ergibt. Daraufhin versucht sie im zweiten Schritt diese Spannung zu lösen: entweder, dass die Personen ihren Platz wechseln oder über ihre Spannungen reden. Wenn sich zwischen den Stellvertretern eine Lösung findet, nimmt der Kunde dieses Bild auf. „Gut kann es auch sein, wenn er kurz den Platz eines Stellvertreters einnimmt, um das neue Befinden zu spüren“, so Alex. Oftmals reicht es, die Konfliktursache zu sehen und zu benennen. Die genauen Ursachen müssen nicht erforscht werden: Damit wäre der Ort befriedet, der Konflikt bereinigt. Die Bewohner leben privat und beruflich nicht mehr unbewusst in Resonanz damit.

Alex erinnert sich beispielsweise an eine Maklerin, die eine Gastronomiefläche mehrmals vermittelte, aber jedes mal feststellen musste, dass die neuen Mieter nach einem Jahr das Restaurant wieder schließen mussten, weil es keinen Erfolg hatte. Die Maklerin wandte sich an die Aufstellerin und eine Aufstellung habe zu Tage gefördert, dass das Restaurant auf einem Grundstück lag, dass sich mehr Ruhe wünschte. „Kommunikation stört mich“, so der Stellvertreter des Grundstückes.  Die Gäste blieben auch tatsächlich nicht gerne lange sitzen. Somit war der Standort für Gastronomiebetriebe ungeeignet.....