Blickpunkt Film

15.07.1998

Rollenspiel soll Impulse geben

Kristine Alex (geb. Erb) checkt Drehbücher München (fey)

In der Familientherapie und Wirtschaftsunternehmen ist das systemische Aufstellen ein Hilfsmittel zur Lösung von Problemen. Kristine Alex (geb. Erb), Gründerin der Firma "Systeme in Aktion", will diese Methode auch für den Filmbereich nutzbar machen.

Besonders für die Arbeit von Drehbuchautoren kann das systemische Kreativitätstraining von Nutzen sein. Laut Kristine Alex (geb. Erb), die sich seit vier Jahren mit der Methode des systemischen Aufstellens beschäftigt, können mit dieser Vorgehensweise Schreibblockaden abgebaut oder Geschichtsexposés überarbeitet bzw. auf Unstimmigkeiten überprüft werden. Selbst für Regisseure und Produzenten seien Drehbuchaufstellungen äußerst informativ da sie Rückschlüsse auf eventuelle Neu- oder Umbesetzungen bei den Schauspielern zuließen.

Dabei ist die Methode äußerst simpel: Mit Hilfe von Repräsentanten werden im Drehbuch vorgegebene Personenkonstellationen aufgestellt. Die Beziehungen, in denen die beteiligten Personen laut Drehbuch stehen, werden nachgespielt. Grundlage des Rollenspiels sind Positionen, die die Repräsentanten im Raum einnehmen und die von der Trainerin nach Bedarf verändert werden"Die Aufstellungsarbeit konzentriert sich auf das Deuten und Hinterfragen von Gefühlsäußerungen der Beteiligten, wobei am Ende der Umstellungen ein Bild entsteht, das für die Drehbuchgeschichte förderlich ist", sagt Erb.

Autoren bekämen auf diese Weise neue Impulse für ihre Texte. Kristine Alex (geb. Erb) weiß, daß die Methode auf Außenstehende etwas befremdlich wirkt. "Es ist ganz normal, skeptisch zu sein, aber es funktioniert", versichert die Trainerin.

Der Rumäne Matthias Varga von Kibéd, Professor für Logik und Philosophie, wendete die Methode erstmals 1995 in der Drehbuchwerkstatt der Hochschule für Film und Fernsehen in München an. Dort entwickelte er verschiedene Arten von Drehbuchaufstellungen, auf die sich auch Kristine Alex (geb. Erb) in ihrer systemischen Aufstellungsarbeit bezieht. Dabei konnte sie feststellen, daß besonders Schauspieler von der systemischen Methode und dem damit verbundenen systematischen Wahrnehmungstraining profitieren. Denn laut Erb bekommt jeder, der regelmäßig an systemischen Aufstellungen teilnimmt, ein besseres Empfinden für andere Perspektiven und fremde, körperliche Emotionen.

Kristine Alex (geb. Erb)