SZ-Immobilien

11.07.2008



Image titleSZ-Immobilien 11. Juli 2008 Seite V2/2Image title

Dagmar Deckstein

Wenn Häuser zu sprechen beginnen

Die systemische Aufstellung kann helfen, Schwierigkeiten rund um die Immobilie zu meistern

Warum finde ich keinen Käufer für mein Haus? Warum fühle ich mich in meiner Wohnung nicht zuhause? Warum meiden die Gäste mein Lokal, obwohl die Lage nicht besser sein könnte? Soll ich wirklich umziehen? Warum verläuft der Bauprozess so schwierig und pannenreich? Mit solchen und ähnlichen Fragen schlagen sich Eigentümer und Mieter von Häusern und Wohnungen immer wieder herum? Aber es sind nicht immer die harten Fakten des Marktes wie Preis, Lage oder Bauzustand, die bei der Entscheidung für eine Immobilie die allein ausschlaggebende Rollenspielen. Und von Feuchtigkeit im Keller oder lärmenden Nachbarn allein hängt es auch nicht immer ab, ob der Mensch und sein Standort miteinander gut auskommen.

Es klingt zwar für unsre positivistisch ausgelegtes Weltbild äußerst gewöhnungsbedürftig, aber Häuser, Wohnungen und Plätze scheinen über ein gewisses Erinnerungsvermögen zu verfügen, ja sogar über bestimmte Wünsche und Vorstellungen, was die Besitzer mit Ihnen anfangen sollten. Wohl nicht von ungefähr heißt es im Volksmund "wenn Häuser erzählen könnten".

Kristine Alex kann sie offenbar zum sprechen bringen. So berichtet die systemische Beraterin, die Seminare in München und im Chiemgau veranstalte, zu Beispiel von einer Hausbesitzerin, die von ihrem Vater das Elternhaus geerbt hatte und wissen wollte, warum sich die Verkaufsverhandlungen so zäh gestalteten. In der Aufstellung zeigte sich dass der eigentliche Grund für die bisherigen Schwierigkeiten im Verkaufsprozess kamen", berichtet Alex. Und nach der Bearbeitung der Vater-Tochter-Beziehung war das Haus dann schnell verkauft.
Ein anderer Seminarteilnehmer wollte herausbekommen, warum er es seit 14 Jahren nicht schafft umzuziehen. Es wurde eine Person für ihn und eine Person für die Eigentumswohnung, in der er sich nicht sehr wohl fühlte, aufgestellt. Zu Beginn, Alex, gab es zwischen ihm und der Wohnung nur eine unklaren und unguten Kontakt. Während der Aufstellung zeichnet sich ab, dass seine Großmutter eine wichtige Rolle in Bezug auf die Thematik des Teilnehmers spielte. Er hatte sie zu Lebzeiten nicht sehr geschätzt. Erst als er die Leistung der Großmutter - von ihr stammte das Geld für die Wohnung und sie hatte sehr sparsam gelebt sowie hart gearbeitet - würdigte, kam die Sache ins Lot. Frieden schließen mit der Wohnung hieß in dem Fall Frieden schließen mit der Großmutter.

Kristine Alex arbeitet auch im Immobilienbereich mit der Methode der Systemischen Aufstellung, die seit 25 Jahren in der Familientherapie angewandt wird und seit etwa 10 Jahren auch im Berufsleben in Form der Organisationsaufstellung. Für sein Thema oder seine Frage wählt der Klient Stellvertreter für die beteiligten Personen oder benötigten Positionen - in diesem Fall auch für die treffende Immobilie und verteilt sie im Raum. Diese Stellvertreter kennen weder die Umstände noch die Menschen für die sie stehen. Aber, und das ist wohl das überraschendste an der Methode, sie können sich in die Personen wie Vater, Oma, einen Chef oder Mitarbeiter hineinversetzen, sie können  auch die Energiefelder von Gebäuden und Grundstücke erspüren.

"Bei diesen Aufstellungen zeigt sich immer wieder, dass es eine Art unbewusstes Feld gibt, in dem was auf diesem Grundstück oder in jenem Haus in früheren Zeiten passiert ist, gespeichert wird. Je nachdem wie sensibel die momentanen Bewohner diesbezüglich sind, reagieren sie darauf", berichtet Alex, die jahrelang im Bereich des internationalen Projekt- und Krisenmanagement tätig war, aus ihrer Aufstellungspraxis. So könne sich zum Beispiel herausstellen, dass vor langer Zeit jemand in einem Haus ermordet wurde, dass das Grundstück in grauer Vorzeit als Opferplatz diente oder dass sich das alte Haus von den neuen Bewohnern größere Fenster  "wünscht".

Sobald eine Lösung im Rahmen der Aufstellung gefunden ist, tritt in den meisten Fällen eine schnelle Besserung ein. "Dies zeigt sich dann zum Beispiel in schneller und erfolgreicher Umsetzung von Entscheidungen, Hausverkäufen, erfolgreicher Geschäftstätigkeit und problemlosen Bauprozessen", hat die Aufstellungsexpertin festgestellt.

Ihre Erfahrungen hat sie jetzt in einem Buch mit dem Titel "Orte erinnern sich. Häuser, Wohnungen und Plätze von Störungen befreien" aufgeschrieben (Kösel Verlag, München 2008, 160 Seiten, 19.95 Euro). Darin kann man etwa nachlesen: "Wohnungen haben genaue Vorstellungen davon, wen sie als Mieter wollen. Wünsche der Wohnungsrepräsentanten sind beispielsweise : "Ich möchte Kinderlachen hören", "Ich hätte gern ein Liebespaar " oder "ich will nicht so viel Trubel". Es wäre gut , sich solcher Wünsche bewusst zu werden, bevor man sich in Kosten stürzt und hinterher fragt, warum man sich in der neuen Behausung wie ein Fremdkörper fühlt.